HausBülow

Architekturbüro Ludger Sunder-Plassmann

Taubenhaus Bristow

Um- und Ausbau Geflügelturm, Gutsanlage Bristow, Ausstellung zu Taubenhäusern in M-V und die Taube in der Kulturgeschichte, Förderung Laeder+ Programm 2006, Bauherr: Gemeinde Schorssow, Veröffentlicht in Architekturführer zum “Tag der Architektur 2010” S. 59, desgl. Deutsches Architektenblatt S. 26 DAB Regional 06/10,
Mitarbeiter: Gisela Sunder-Plassmann, Dipl-Des. Viktor Schulze

Tag der Architektur

Ein altes Haus für Vögel in Bristow

     Ihre einstige Pracht hat die Gutsanlage in Bristow längst eingebüßt. Wie über viele Anla- gen dieser Art in Mecklenburg-Vorpommern blies auch hier der eisige Wind der Geschich- te und hat nur noch Reste der durchaus be- merkenswerten Zeugnisse vergangener Bau- kultur hinterlassen. Dazu gehören die Kirche aus dem späten 16. Jahrhundert, der von dem Schweriner Architekten des großherzoglichen Hofes und zeitweiligem Baurat am herzoglichen Hof in Neustrelitz Georg Daniel 1882 erbaute Marstall und das Ziergeflügelhaus in der Mitte des Dorfes direkt an dessen Teich gelegen. 1891 von einem heute unbekannten Bau- meister erbaut markiert es heute das Zentrum des Dorfes und ist nach seiner Restaurierung neben der Kirche, dem immerhin ältesten Sakralbau, der in Mecklenburg-Vorpommern nach der Reformation entstand, dessen zweite Attraktion.
           Am Westufer des Malchiner See liegt das Dorf Bristow in Mitten der Mecklenburgischen Schweiz und auf der Kreuzung mehrerer Wan- der- und Radwanderwege, so  dass es sich  an- bot, hier den Wanderern eine Möglichkeit zur Rast  zu  geben.  Dafür  ist  an  der  alten Pferde- schwämme, dem heutigen Dorfteich direkt vor dem Tauben- und Ziergeflügelturm eine höl- zerne Terrasse entstanden. Das alte Gebäude selbst beherbergt mehrere kleine Ausstellungen über die Typologie der Geflügeltürme in Meck- lenburg- Vorpommern, über das Aschenputtel- märchen  der  Gebrüder  Grimm  und  über  Taubenrassen. Den alten, im Laufe der Zeit stark in Mitleidenschaft gezogenen Bau hat der Ar- chitekt Ludger Sunder-Plasmann in akribischer Kleinarbeit restauriert und in einen Zustand gebracht, der seinem ursprünglichen sehr nahe kommt. Dafür mussten das Mauerwerk repariert und an einigen Stellen ergänzt werden. Die in Sgraffito-Technik hergestellten Verzierungen konnten erneuert werden und die fast im Ori- ginal erhaltene Spindeltreppe wurde aufgearbei- tet und weiter verwendet.

Taubenhaus-Bristow

Das ehemalige Ziergeflügelhaus ist heute ein Museum (Architekt: Ludger Sunder-Plassmann)

Fenster wurden nach alten Mustern nachgebaut. Die Zeitläufte haben wie in vielen anderen Fällen eine exakte Wiederherstellung unmög- lich gemacht, denn seine eigentliche Nutzung war nicht mehr notwendig. Das untere Geschoss stand den schwimmenden Vögeln zur Verfügung Der Wasserspiegel des Teiches reichte früher bis an die untere Tür des Turms. Die darüber gelegene Ebene war von der Landseite trocken zu erreichen und dem Hühnervieh vorbehalten,das bekanntlich nicht schwimmen und nur kurze Strecken fliegen kann. Das erste Obergeschoss erreichten die Ziervögel, insbesondere die Pfauen über kleine aus Eisenstangen links und rechts der Eingangstür angebrachte Stiegen. Den Turmaufsatz konnten die Tiere nur fliegend erreichen, weshalb hier vor allem die Tauben unterkamen. Eine Spindeltreppe in der Mitte des Baus erschließt ihn auch den Menschen,

  die hier lediglich nach dem Rechten und den tierischen Hinterlassenschaften sahen, denn sie sollten als besonders intensiver Dung auf den Feldern des Gutes eingesetzt werden. Dies war in Zeiten als es noch keinen künstlichen Dünger gab, die eigentlicheZweckbestimmung des Baus, der zudem mit einem ausgeklügeltem Belüf- tungssystem ausgestattet war, das die schlechte Luft und die Feuchtigkeit aus jedem Geschoss in einem Schlot über das Dach abführte. Auch wenn sich Ludger Sunder-Plassmann in der aktuellen Formfindung sehr zurückgehalten hat, ist ein neues Gebäude entstanden, das dem Ort wieder einen neue Bedeutung geben kann, denn die Attraktion für einen kurzen Aufenthalt der modernen Reisenden könnten ja zu einem längeren geraten und dann wären weitere Einrichtungen für die Gäste notwendig. Aber so weit ist man in Bristow noch nicht.
          Olaf Bartels

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Quelle: DAB Regional Ausgabe 06/2010